Die Homöopathie

 

§241


Epidemieen von Wechselfiebern, wo sonst keine endemisch sind, haben die Natur chronischer Krankheiten, aus einzelnen, acuten Anfällen zusammengesetzt; jede einzelne Epidemie ist eines eignen, den erkrankten Individuen gemeinsamen, sich gleichen Charakters, der, wenn er nach dem Inbegriffe der, Allen gemeinsamen Symptome aufgefunden ist, auf das, für die Gesammtheit der Fälle homöopathisch (specifisch) passende Heilmittel hinweist, welches dann auch fast immer hilft, bei Kranken, welche vor dieser Epidemie einer erträglichen Gesundheit genossen, das ist, die nicht an entwickelter Psora chronisch krank waren.



§242

Hat man aber bei einer solchen Wechselfieber-Epidemie die ersten Anfälle ungeheilt gelassen, oder waren die Kranken durch allöopathische Mißhandlung geschwächt worden, so entwickelt sich die, leider bei so vielen Menschen schon, obgleich schlummernd inwohnende Psora, nimmt hier den Wechselfieber-Typus an und spielt dem Anscheine nach, die Rolle des epidemischen Wechselfiebers fort, so daß die Arznei, welche für die anfänglichen Paroxysmen hülfreich gewesen wäre, nun nicht mehr passend ist und nicht mehr helfen kann. Da hat man es vor der Hand bloß mit einem psorischen Wechselfieber zu thun, was dann gewöhnlich durch die feinsten Gaben Schwefel und Schwefelleber in hoher Potenz besiegt wird.



§243

Bei denjenigen, oft sehr bösartigen Wechselfiebern, die, außer in den Sumpfgegenden, eine einzelne Person befallen, muß zwar anfangs ebenfalls, wie bei den acuten Krankheiten überhaupt, denen sie in Rücksicht ihres psorischen Ursprungs ähneln, zuerst ein aus der Classe der übrigen, geprüften (nicht antipsorischen) Arzneien, homöopathisch für den speciellen Fall gewähltes Heilmittel, einige Tage über angewendet werden zur möglichsten Hülfe; wenn aber hiebei die Genesung dennoch zögert, so muß man wissen, daß man es mit der ihrer Entwickelung nahen Psora zu thun habe und daß hier bloß antipsorische Arznei gründliche Hülfe schaffen kann.



§244

Die in Sumpf-Gegenden und solchen, die den Ueberschwemmungen oft ausgesetzt sind, einheimischen Wechselfieber, machten der bisherigen Arztwelt viel zu schaffen und doch kann auch an Sumpf-Gegenden, ein gesunder Mensch in jungen Jahren sich gewöhnen und gesund bleiben, wenn er eine fehlerfreie Lebensordnung führt und nicht von Mangel, Strapazen oder zerstörenden Leidenschaften niedergedrückt wird. Die, dort endemischen Wechselfieber werden ihn höchstens nur als Ankömmling ergreifen, aber eine oder zwei der kleinsten Gaben hoch potenzirter Chinarinden-Auflösung, werden ihn bei einer, wie gesagt geordneten Lebensweise, bald davon befreien. Bei Personen aber, die bei gehöriger Leibes-Bewegung und gesunder Geistes- und Körper-Diät, vom Sumpf-Wechselfieber nicht durch eine oder ein Paar solcher kleinen Gaben China-Arznei befreiet werden können - liegt stets eine zur Entwickelung aufstrebende Psora zum Grunde und ihr Wechselfieber kann in der Sumpf-Gegend ohne antipsorische Behandlung nicht geheilt werden *.

* Größere, oft wiederholte Gaben Chinarinde, auch wohl concentrirte China-Mittel, wie das Chininum sulphuricum, können solche Kranke allerdings von dem Typischen des Sumpf-Wechselfiebers befreien, aber die so Getäuschten bleiben wie schon oben bemerkt, andersartig leidend, an einem, zuweilen unheilbaren, China-Siechthume (s. Anm. zu §. 276.).


Zuweilen erfolgt bei diesen Kranken, wenn sie ohne Verzug die Sumpf-Gegend mit einer trocknen, bergigen vertauschen, anscheinend wieder Genesung, das Fieber verläßt sie, wenn sie noch nicht tief in Krankheit versunken sind, d.i. wenn die Psora noch nicht völlig bei ihnen entwickelt war und daher wieder in ihren latenten Zustand zurückkehren kennte; aber gesund werden sie ohne antipsorische Hülfe doch nie.

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